Wednesday, June 23, 2010

Sultan Mehmed der Eroberer

Mehmed II. (türk. II. Mehmet, auch Fatih Sultan Mehmet, Sultan Mehmed der Eroberer; * 30. März 1432 in Edirne (Adrianopel); † 3. Mai 1481 in Gebze) war 1444 und von 1451 bis 1481 Sultan des Osmanischen Reiches. Am 29. Mai 1453 eroberte er Konstantinopel und besiegelte damit das Ende des byzantinischen Reiches.

Familie 

Mehmed II. war der Sohn von Sultan Murad II. und Huma Hatun; er war Vater von fünf Kindern (Tochter: Gevrehana Sultana; Söhne: Mustafa, Bayezit II., Cem, Korkut).

Wirken 

Mehmed II. kann aufgrund seiner zahlreichen Eroberungen neben Osman I. als zweiter Gründer des Osmanischen Reiches bezeichnet werden.

Er gilt als fähiger Staatsmann und Militärführer, ausgebildet von dem damals berühmten islamischen Gelehrten Akşemseddin. Akşemseddin motivierte Mehmed II. zur Eroberung Konstantinopels, denn nach seiner Meinung hatten Mehmed II. und die Osmanische Armee das Potenzial, die vom Propheten Mohammed einem Hadith zufolge gelobten Akteure dieser Eroberung zu sein (siehe Akşemseddin).

Er begann die Belagerung von Konstantinopel unter Bruch bestehender Verträge und trotz eines Schwurs auf den Koran. Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 ließ Mehmed II. alle byzantinischen Adligen vorführen und samt ihren Familien köpfen.


Sein Umgang mit Unterworfenen war höchst zwiespältig. So wird von großzügigen Gesten und Schutzdekreten gesprochen. Bei der Eroberungen von Konstantinopel wurden jedoch 4.000 Zivilisten ermordet und ca. 50.000 Gefangene gemacht. Konnten sich diese nicht freikaufen, wurden sie zu Sklaven. Mehmed „verschenkte“ jeweils 400 byzantinische Kinder an die Könige von Ägypten, Tunis und Granada. Den Megadux Notaras, den er zuvor als Statthalter von Konstantinopel einsetzen wollte, ließ er mit seinen Söhnen hinrichten. Notaras hatte sich geweigert, seinen 14 Jahre alten Sohn als Lustknabe dem Sultan zur Verfügung zu stellen.

Die Überlieferungen sprechen davon, dass Mehmed sieben Sprachen sprach, darunter fließend Griechisch, Arabisch, Lateinisch, Persisch und Hebräisch, und ein großer Förderer von Literatur und Wissenschaft gewesen sei. Er ließ byzantinische philosophische und theologische Werke ins Arabische übersetzen. Wie viele osmanische Sultane schrieb er auch Gedichte. Sein Dichtername war „Avni“.

Er selbst bezeichnete sich als „Kaiser von Rom“ (osmanisch „Kayser-i Rum“) und stellte sich damit ganz bewusst in die Kontinuität des (Ost-)Römischen Reiches, um sich zu legitimieren.

Schon in früher Jugend wurde er als Statthalter von Anatolien eingesetzt. Ab 1444 war er Mitregent seines Vaters, nach dessen Tod 1451 herrschte er als alleiniger Sultan. Mehmeds Hauptziel war die Eroberung des byzantinischen Reiches und Konstantinopels. Bereits unter seinem Vater hatte sich das Osmanische Reich nach einer Krisenphase konsolidiert. Auf dieser Grundlage konnte Mehmed die Offensive gegen Konstantinopel verstärken. Die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches fiel am 29. Mai 1453 und wurde damit Hauptstadt des Osmanischen Reiches. Seitdem ließ Mehmed sich mit dem Beinamen „Fatih“ (arabisch: 'Eroberer') nennen.

Neben diesem Sieg erweiterte er das osmanische Gebiet um große Territorien, und zwar um Teile Serbiens und Griechenlands, die Walachei, Trapezunt (1461), Bosnien, Karaman und Albanien, wo er allerdings zeitweilig von Skanderbeg gestoppt wurde. Er stieß sogar bis nach Italien vor und nahm 1480 die Stadt Otranto ein, welche allerdings nach seinem Tod wieder aufgegeben wurde. Insgesamt soll er in den 30 Jahren seiner Regierung rund 200 Städte erobert haben. Beim Versuch, Belgrad zu erobern, scheiterte Mehmed 1456. Von 1463 bis zu seinem Tod lag er mit Venedig im Krieg, wobei die Kämpfe vor allem auf dem Peloponnes, auf griechischen und adriatischen Inseln ausgetragen wurden.

Mehmed II. stärkte die osmanische Flotte mit dem Ziel, die venezianische Seehegemonie herauszufordern. Zu diesem Zweck machte er durch die Eroberung der Halbinsel Krim (1475) mit dem dortigen Krimkhanat das Schwarze Meer zu einem osmanischen Binnenmeer. In der Landkriegsführung legte er besonderen Wert auf die technische Weiterentwicklung der Artillerie (Topçu). Vlad Ţepeş III sah ihn als seinen ärgsten Feind an. Als Mehmed II. nach Vlads Tod die Walachei einnahm, wurde er von unzähligen aufgespießten Leichen seiner vertrautesten Beamten empfangen.

Neben seinen militärischen Eroberungen führte er eine zentralisierte und im Vergleich zum vorherigen System effektive Verwaltung des Reiches ein. Ebenso gab er eine schriftliche Gesetzessammlung des Hauses Osman heraus (Kanunname-i Ali Osman).

Unter seiner Herrschaft erlebte die osmanische Kultur einen urbanen Aufschwung. Mehr als 300 Moscheen, 57 Medresen (islamische Hochschulen) und 59 Bäder wurden unter seiner Ägide errichtet. Der ab 1453 unter ihm errichtete Topkapı-Palast in İstanbul gilt als bedeutendstes Bauwerk unter der Regentschaft Mehmeds II. Allerdings belasteten die Bauprojekte und die ausgedehnten Feldzüge den osmanischen Staatshaushalt schwer. 1479 bat Mehmed die Signoria der Republik Venedig, ihm einen fähigen Porträtisten zu senden, die daraufhin Gentile Bellini nach Istanbul schickte. Dieser diente dem ungeachtet des muslimischen Bilderverbots sehr kunstbeflissenen Sultan in den letzten beiden Jahren seines Lebens, schmückte dessen Privatgemächer aus und schuf 1480 das bekannte Porträt Mehmeds II., das heute in der National Gallery in London hängt. Das Herrscherbildnis des Sultans steht in einer orientalisierenden Rahmung und weist darüber zweimal drei Kronen auf – für jedes der von Mehmed bezwungenen Reiche eine (Byzantinisches Reich, Kaiserreich Trapezunt und Aq Qoyunlu). Bellinis Porträt sollte stilbildend werden für eine Reihe christlicher Sultansporträts, zum Beispiel das Bildnis Süleymans des Prächtigen aus der Tizianschule.

Mehmed II. starb am 3. Mai 1481 auf der sog. „Sultanswiese“ bei Üsküdar (heute auf der asiatischen Seite Istanbuls), als er sein Heer für einen Feldzug sammelte. Vermutlich wollte der Sultan mit seinem Heer nach Syrien, das damals Teil des mit den Osmanen verfeindeten Reiches der Mamluken war, oder nach Rhodos ziehen. Er wurde in der von ihm erbauten Fatih-Moschee in Istanbul beigesetzt.

Nach seinem Tod kam es zum Thronstreit zwischen den Söhnen Beyazit II. und Cem Sultan. Dadurch wurde eine Praxis zur Tradition des osmanischen Herrschergeschlechts: Der Erbe, der die Macht an sich reißen konnte, hatte das Recht, alle anderen männlichen Verwandten umbringen zu lassen, um die Integrität des Reiches zu wahren.

Über das Leben Mehmeds berichten unter anderem auch byzantinische Geschichtsschreiber, so Michael Kritobulos (der die türkische Perspektive übernahm und ihn positiv bewertete) und Doukas (der ihn negativ betrachtete).

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